Sonntag, 16. November 2014

Gedanken zum Volkstrauertag

Ein deutscher und ein russischer Soldaten standen sich auf einem Schlachtfeld in Rußland gegenüber.

Der russische Soldat im gebrochenem Deutsch: „Bitte nicht schießen“.
Der deutsche Soldat schoß nicht, jedoch der Russe.

Dieser deutsche Soldat war mein Vater. Bis zu seinem Tode verfolgte ihn diese „Szenerie“ im Traum, Albträume sein Leben lang.

Von diesem Traumata erfuhr ich erst nach seinem Tode. Vielleicht erahnte ich es. Es wurde nicht darüber gesprochen.

Obwohl diese Kriegsverletzung unser ganzes Leben, auch meines, beeinträchtigte, war es für meine Eltern ein Herzensbedürfnis, eine Patenschaft mit einer St. Petersburger Familie im Jahre 1957 auszunehmen. Somit konnte ich schon in jungen Jahren an dieser Familie in fernen St. Petersburg teilnehmen. Briefe und Fotos wurden ausgetauscht. Kinder wurden geboren, sie wurden größer, auch ich und die Freundschaft bestanden immer noch.

Diese Patenschaft übernahm ich, als meine Eltern nicht mehr in der Lage waren,  diese  Patenschaft so weiter zu führen, wie sie es gewohnt waren.



9 Jahre erlernte ich die russische Sprache, besuchte die Familie dreimal in St. Petersburg. Unterhalten konnten wir uns so recht und schlecht. Wo die Worte fehlten sprach das Herz. 

Dieses Lied begleitet mich bis heute. Mein Vater, noch mit großem Kopfverband, ich war 4 Jahre alt, verabschiedete sich nach seinem Genesungsurlaub von meiner Mutter. Sie hielten sich im Arm, ich am Rockzipfel meiner Mutter und im Radio erklang eben dieses Lied.

Bei der Trauerfeier meiner Mutter, vor 3 Jahren, verabschiedete ich mich von ihr mit diesem Lied – unserer gemeinsamen Erinnerung.


Trauern ist erinnern.




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